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WM-Tagebuch - Tag 8-10: Kartenspielmafia

Nach dem tapferen und mutigen Spiel gegen die Schweden am Donnerstagabend durfte dann am Freitagmorgen ausgeschlafen werden. Gegen Mittag hatte dann Fitnesscoach Ulle in der Sporthalle unseres Hotels für alle gesunden Spieler, es waren leider nicht allzu viele, eine kleine Sporteinheit zur Auflockerung des Körpers und des Geistes vorbereitet. Im Anschluss wurde noch ein bisschen Basketball gespielt und schon gab es das Mittagessen - leider nicht ohne den ersten Dämpfer des Tages. Alex Burmeister und ich wollten noch den Friseursalon im Hotel besuchen, doch aufgrund eines vollen Terminkalenders waren wir nicht sonderlich willkommen. Unsere feste Absicht, im Laufe des Wochenendes mal unseren lettischen Physio Kalvis als unseren Verhandlungsagenten dorthin zu schicken, geriet dann im Trubel der Tage leider in Vergessenheit. Dabei wäre es für mich die wunderbare Fortsetzung einer unglaublich kostensparenden Serie gewesen. Bisher war ich bei den vorherigen Zusammenzügen der Nationalmannschaft in Polen und Deutschland stets beim Friseur, um solch einen Akt in Norwegen zu vermeiden.

Somit ging es für Alex und mich also mit zerzausten Haaren in die Arena Riga, um das Viertelfinale der Schweizer gegen die Norweger zu schauen. Im Anschluss gab es dann in einem Pub in der Innenstadt ein Treffen aller deutschen Floorballnarren, die momentan in der lettischen Hauptstadt sind. Es war wirklich schön, viele bekannte Gesichter zu sehen und Freunde aus der Heimat zu treffen. Mit dem Taxi ging es dann zurück ins Hotel und der Taxifahrer wollte für seine fünfzehnminütige Fahrt nur 3,78€ haben. Stefan hatte vielleicht einen Sondertarif für unsere mehreren Taxen ausgehandelt, aber diese Erfahrung sollte uns auch Selbstbewusstsein für zukünftige Verhandlungen mit Rigas Taxifahrern geben. Zuhause wurden dann die Karten ausgepackt, was natürlich nicht ohne Emotionen stattfindet. Es musste ein Spieleinsatz her und Janos schien außer Fanta nicht viel anderes zu mögen. Somit musste der Verlierer fortan nun immer eine Runde Getränke, natürlich ohne Alkohol und ohne Strohhalm, für alle ausgeben. Die Stunden vergingen dann natürlich wie im Flug und wunderbare Freundschaft und purer Hass lagen oft nah beieinander.

Kartenspielmafia

Am Samstagmorgen stand dann das Spiel gegen die Norweger auf der Agenda, welches nach überragender Aufholjagd leider in der Verlängerung für unsere Freunde im Norden siegreich endete. Im Anschluss fieberten wir dann beim Halbfinale der Finnen gegen die Tschechen mitunter für die Osteuropäer, da ein solcher Sieg eine Teilnahme Deutschlands bei den World Games 2017 in Polen ermöglicht hätte. Leider hatte ein Finne ein paar Sekunden vor Ende etwas dagegen und so ging es vom spannenden Finale aufgewühlt wieder nach Hause. Dabei warfen wir dann auch unser neues Selbstvertrauen gegenüber den Taxifahrern mit in die Waagschale und somit wurde die Fahrt für jeden Einzelnen von uns günstiger als mit der Straßenbahn. Es konnte also mehr gezockt werden. Dies wurde am Kartentisch auch wieder ausgiebig getan und Freuden- und Trauertränen waren kaum zu unterscheiden.

Lange geschlafen wurde dann aber nicht, denn um 06:30 Uhr gab es bereits das Sonntagsfrühstück. Mit einer gediegenen Mixtur aus Müsli, Rührei und Pfannekuchen ging es dann los zur Halle, um erneut gegen Estland zu spielen und diesmal mit einem Sieg den siebten Platz zu holen. Nach einem intensiven Herzschlagfinale konnten wir uns den Sieg schnappen und so wurde die WM auch ergebnistechnisch wunderbar abgerundet.

Zurück im Hotel galt es dann entweder einen Mittagsschlaf zu halten oder die Taschen zu packen. Der Großteil der Spieler hatte ihren Flug für Montag gebucht, sodass diese dann noch das Finale anschauen und die Players‘ Party mitnehmen können. Einige Teamkollegen mussten aber auch schon Sonntagabend nach Hause, da sie zu Wochenbeginn direkt schon arbeiten oder studieren müssen. Für mich ging es gestern Abend leider auch schon nach Hause nach Norwegen, da ich am heuten Montagmorgen meine letzte Klausur hier zu schreiben hatte. Gestern habe ich mir vor der Abfahrt zum Flughafen jedoch noch eine kleine Saunasession gegönnt, um zu entspannen und die Erlebnisse der letzten Tage Revue passieren zu lassen.

Die vergangenen 2 Wochen seit dem Beginn der WM-Kampagne mit dem Testspiel gegen Tschechien in Chemnitz waren mitunter die abenteuerlichsten Tage meines Lebens. Sportlich gesehen waren es unglaubliche Erfahrungen, mal mit und gegen die Besten der Besten zu spielen, die man sonst nur aus dem Internet kannte. Darüber hinaus sorgte die imposante Arena, die Eventstimmung rundherum und das Rahmenprogramm für spannende Momente und tolle Stunden.

Doch während meines Auslandssemesters in Finnland hatte ich mal gelernt, worum es beim Floorball wirklich geht: „Floorball is more than scoring goals – it’s about the people!“ In den intensiven Tagen dieser WM in Riga hat man viele Leute besser kennenlernen können und einige sind zu richtig guten Freunden geworden. Dies ist für mich persönlich der größte Gewinn dieser ganzen Weltmeisterschaft und ich freue mich schon auf zukünftige Wiedersehen – sei es bei der Nationalmannschaft oder beim Floorball Meeting Münster.

Persönlich danken möchte ich allen, die dieses überragende Abenteuer zu einem solchen gemacht haben – sei es als Spieler, Staff oder Supporter nah und fern. Und ganz besonders möchte ich unserem Teammanager Stefan Erkelenz danken, welcher einfach ein klasse Typ ist und einfach so unfassbar viel für die Mannschaft getan hat. Und natürlich danke ich jedem Einzelnen, der hier das eine oder andere Mal im Blog vorbeigeschaut hat.

DANKE!!! #23

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